Lernvideos: Nach der Aufnahme beginnt die Arbeit

28. Juni 2019 - Alle Kategorien, Content, Lernvideos

Postproduktion und Distribution von Videos im Rahmen von e-Learning-Szenarien

Autor: Stefan Pelzer

Seit einigen Jahren schon hat sich das „Video“ als Mittel der Wahl zur Umsetzung von Lernszenarien bewährt. Die eigentlichen Umsetzer waren und sind in der Regel professionelle Firmen mit viel Erfahrung im Film und TV-Bereich, welche sich auf die Produktion von allerlei Erklärfilm-Formaten, Interviews oder ganzer Seminarmittschnitte spezialisiert haben.

Mittlerweile gibt es jedoch einen Trend zur „Entprofessionalisierung“ bei Videoproduktionen und Unternehmen mit großem Bedarf an Lerncontent versuchen sich in der Eigenproduktion. Warum auch nicht? Die Technik, also die Kameras sowie die notwendige Schnittsoftware werden zunehmend leistungsfähiger, beherrschbarer (auch für Laien) und günstiger in der Anschaffung. Hinzu kommt, dass Videos im e-Learning-Bereich längst nicht mehr aalglatt und hochprofessionell aussehen müssen. Der Erfolg von „How-To-Videos“ auf Plattformen wie bspw. YouTube zeigt, dass es letztlich auf die Erreichung von Lernzielen ankommt und weit weniger auf die filmische Qualität (Dass YouTube dem Hobbyfilmer die gängigsten Probleme der technischen Aufbereitung abnimmt, wie wir gleich sehen werden, mag auch zum Erfolg beitragen).

Falls Du vorhast demnächst ein Lernvideo in Eigenregie zu erstellen, dann habe ich einige praktische Tipps für Dich.

Das Video in der Kamera

Bild, Licht und Ton passen einigermaßen, Du drückst „Record“ auf Deinem Camcorder, Deiner Spiegelreflexkamera oder Deinem Smartphone und schon ist der Film im Kasten. Genauer gesagt wurde eine Video-Datei in deinem Gerätespeicher erstellt. Je nach dem was Du nun vorhast, ist dieses Video für die weitere Verwendung ungeeignet. Selbst wenn Du nur 3 Minuten in den Standard-Einstellungen Deiner Kamera filmst, entsteht eine Video-Datei die gut 500 bis 1000 Megabyte groß werden kann. Das eigentliche Problem ist dabei gar nicht die Dateigröße, wie stets vermutet wird, sondern die sogenannte „Datenrate“, die normalerweise sehr hoch eingestellt ist. Für die Wiedergabe auf großen Leinwänden in höchster Qualität mag das o.k. sein, für die Bereitstellung über das Web, wie im e-Learning üblich, ist die Datenrate jedoch zu hoch. Auch die Framerate wird in der Regel eher hoch sein. Sie gibt an, wie viele Bilder pro Sekunde gezeigt werden. 24 Frames pro Sekunde ist die Standardrate für Kinofilme und gleichzeitig die niedrigste Rate, die noch als flüssige Bewegung wahrgenommen wird. Ein weiteres Problem besteht darin, dass einige Kameras Videodateien in Formaten (mit entsprechenden Codecs) erstellen, welche wiederum die Zielanwendung nicht unterstützt.

Einige Plattformen und Dienste wie YouTube oder WhatsApp reduzieren die Videos automatisch beim Hochladen. Auch im e-Learning-Bereich gibt es Autorensysteme, die Dich bei der „Verschlankung“ von Videos unterstützen. Dennoch gibt es viele Einsatzmöglichkeiten bei denen Du selbst das Video bearbeiten bzw. konvertieren musst. Hierfür findest Du im Internet zahlreiche Angebote an kostenlosen sowie kostenpflichtigen Videokonverter-Tools, mit denen Du die Datenrate, Framerate und Auflösung Deines Videos sowie den gewünschten Codec nach Deinen Bedürfnissen anpassen kannst.  Ein solides Beispiel ist die Freeware „Handbrake“.

Videos konvertieren

Häufig stellt sich die Frage, was denn „gute“ Einstellungen bzw. Werte für ein Video sind? Das jedoch musst Du selbst oder Deine IT beantworten. Für Außenstehende ist eine Bewertung der IT-Infrastruktur eines Unternehmens, d.h. wieviel Videoqualität diese erlaubt (Kanalkapazität), schwierig bis unmöglich. Falls Dir diese Antwort nicht weiterhilft, hier einige Richtwerte:

  • Format: MP4
  • Video-Codec: H.264 bzw. AVC (Advanced Video Coding)
  • Video-Datenrate: ca. 1000 kbps (Kilobit pro Sekunde)
  • Framerate: 25 fps (Frames pro Sekunde)
  • Auflösung: 1280x720 (HD) oder 1920x1080 (Full-HD)
  • Seitenverhältnis/Ratio: 16:9
  • Audio-Codec: mp3 oder AAC (Advanced Audio Coding)
  • Audio-Datenrate: 128 kbps


Sollte ein derart codiertes Video bei Tests in Deinem Unternehmen bei verschiedenen Usern mit unterschiedlichen Devices (PC, Tablet, Smartphone) sofort und problemlos laufen, kannst Du die Datenrate und damit auch die Qualität Deines Videos weiter erhöhen.

Programme zur Videobearbeitung

Sehr viel mehr Möglichkeiten bieten Tools zur Videobearbeitung, wie bspw. Magix Video, DaVinci Resolve oder Corel VideoStudio. Derartige Programme bieten u.a. Video-Schnitt, Nachkorrektur von Bild und Ton sowie die Möglichkeit nachträglich dem Video etwas hinzuzufügen (Texte, Bilder, Effekte). Darüber hinaus lassen sich die meisten dieser Tools auch als Videokonverter verwenden.

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