Bildungszusammenarbeit der deutschsprachigen Länder - Warum wir uns in D-A-CH jedes Jahr austauschen und was in München Thema war


In Deutschland gibt es genau einen Bildungsverband der Versicherungswirtschaft, der sich um alle Themen der beruflichen Bildung in unserem Wirtschaftszweig kümmert. Wenn wir uns mit Kolleg:innen austauschen möchten, die (in etwa) dasselbe tun wie wir, dann gehen wir in die Nachbarländer Österreich und Schweiz. Oder wir laden sie wie in diesem Jahr – wir waren an der Reihe - zu uns nach München ein. 

Seit über 30 Jahren organisieren die drei deutschsprachigen Versicherungs-Bildungs-Verbände jedes Jahr und im Wechsel Wien – München – Bern einen kollegialen Erfahrungsaustausch. Regelmäßige Themen, so auch in diesem Jahr, sind

  • Was tut sich bei europäischer Gesetzgebung rund um die Bildung in der Versicherungs-wirtschaft, und wie setzen die drei Mitgliedsstaaten diese Anforderungen um. Bei der Einführung der Sachkundeprüfungen und schon in den zwanzig Jahren zuvor, bei der Idee der Einführung einer Mindestqualifikation im Vertrieb, haben die drei Organisationen sich sehr stark gegenseitig mit ihren Ideen und Impulsen inspiriert. 

    Ebenso bei der Einführung der Weiterbildungsverpflichtung mit der IDD. In Deutschland hatte die Initiative gut beraten – Weiterbildung der vertrieblichen Tätigen als Umsetzungsidee für eine zukünftige verpflichtende Weiterbildung Fuß gefasst und in der Schweiz zu einer analogen Initiative, genannt CICERO geführt. Als die IDD in nationales Recht umgesetzt wurde, hat in Deutschland der Gesetzgeber an viele Ansätze aus der gut beraten-Initiative anknüpfen können. In der Schweiz setzt der Gesetzgeber hingegen auf regelmäßige Rezertifizierungsprüfungen auf dem Niveau der Zulassungsprüfung, und die Kollegen vom schweizerischen Versicherungsverband fungieren gewissermaßen als zuständige Stelle im Auftrag der Finanzmarktaufsicht FINMA. 

    In diesem Jahr besprachen wir, welche Auswirkungen auf die Weiterbildung der vertrieblich Tätigen mit einer Neuordnung der EU-Kleinanlegerstrategie einhergehen könnten und welche Unterstützung unsere Verbände für vertrieblich Tätige leisten können, die – um beim Beispiel Deutschland zu bleiben – beide Erlaubnisse nach Gewerbeordnung § 34d (Versicherung) und § 34f (Finanzanlagen) benötigen. 
     

  • Welche future skills benötigen Mitarbeitende in der Versicherungswirtschaft, und wie gestalten wir – gemeinsam mit den jeweiligen nationalen Institutionen – die duale Berufsausbildung und 
    -fortbildung? Wir durften in diesem Jahr unsere neue Bildungsarchitektur vorstellen, die jetzt statt eines Fachwirts für Versicherungen und Finanzen eine Fortbildung mit dem Titel „Bachelor Professional in Versicherungen und Finanzanlagen“ vorweisen kann, und darüber auf der berufsbildenden Schiene noch einen Master Professional für Zielgruppen in der Versicherungswirtschaft als Weiterbildungsangebot empfiehlt. Und das zusätzlich und verzahnt mit dem akademischen Weiterbildungszweig. In Österreich gibt es keine Fortbildung auf Meisterniveau wie in Deutschland oder in der Schweiz, was die österreichischen Kollegen in jedem Jahr bedauern.
     
  • Wie greifen wir die jeweils aktuellen Trends in der Bildung auf – von bildungspolitischen Trends wie Handlungsorientierung, Kompetenzorientierung, testtheoretischen Ansätzen in der Prüfung bis hin zu neuen Lerntechnologien und wie wir sie sinnvoll integrieren. In diesem Jahr stand – wie wohl überall – die Nutzung Künstlicher Intelligenz im Fokus. Wie wir diese für unsere internen Prozesse in den Verbänden und Akademien nutzbar machen ebenso wie die Frage, wie wir Weiterbildungsangebote mit künstlicher Intelligenz verbessern oder neu generieren können – und ob damit ein Mehrwert für die Lernenden geschaffen werden kann.

Zum Abschluss haben wir offen miteinander reflektiert: Wollen wir das DACH-Treffen in dieser Form weiterhin fortführen? Die Antwort fiel eindeutig aus – ja. Denn der Austausch ist wertvoll, wir lernen voneinander und nehmen jedes Mal neue Impulse mit.

Ansprechpartnerin

Dr. Katharina Höhn

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